Tom Astor

Der Mann steht mit beiden Beinen voll im Leben – und zwar mit einem in Nashville, Tennessee und mit dem zweiten in seiner Heimat, dem beschaulichen Schmallenberg im Sauerland. 73 Jahre ist Tom Astor mittlerweile alt und nun hat er sich entschieden, sein Wissen und Können an die junge Generation weiterzugeben. In seiner Heimatstadt hat er eine Musikschule eröffnet.


Wir treffen Tom Astor vor dem gemieteten Gebäude, in dem sein Aufnahmestudio untergebracht ist – und neuerdings auch die Unterrichtsräume für seine Schüler. Vor dem Eingang steht Schutt – eine Wasserleitung war gebrochen, Kies und Dreck müssen noch abgefahren werden; was die Havarie ausgelöst hat, steht noch nicht fest. Das tut Toms Laune aber keinen Abbruch, freundlich begrüßt er das Kamerateam und führt uns in seine Räumlichkeiten.


Wenig später stehen wir bereits im Studio. Tom Astor singt für uns und die Brisant-Zuschauer ein Lied von seinem Album Winterzeit, ein neues Arrangement des Evergreens Winter Wonderland unter dem Titel Weißer Winterwald. Eigentlich sei er ja ein Sommermensch, erzählt er anschließend mit einem verschmitzten Lächeln. Mit den Jahren habe er aber ein Gespür für winterliche Gemütlichkeit entwickelt: „Wenn der Schnee kommt“, sagt er, „und vielleicht auch mal richtig schöne kalte Tage mit blauem Himmel – dann freue ich mich auch auf diese Wintertage: schön zu Hause sitzen, Musik hören, Kamin an – das hat schon eine besondere Atmosphäre.“

Tom Astor ist Deutschlands unumstrittener Countrysänger Nummer eins. Er hat mit Johnny Cash in Nashville Aufnahmen gemacht, zählt Dolly Parton und die Bellamy Brothers zu seinen Freunden. Goldene Stimmgabel, Goldene Schallplatten, Goldene Trucks – spätestens seit seinem Hit Hallo, guten Morgen Deutschland ist Tom Astor eine Größe im deutschen Musikbusiness. Aber Tom Astor ist nicht nur ein Name, Tom Astor ist inzwischen ein Gütesiegel. Im heimischen Schmallenberg im Sauerland - seit Astor quasi das deutsche Nashville – will er nun sein Knowhow weitergeben, mit einer eigenen Musikschule. Autor Karsten Kretzer und Kameramann Oliver Schmitz haben Tom Astor und seine Familie für das ARD-Magazin „Brisant“  besucht.

Schnee ist in Tom Astors Heimat gar nicht so selten, stammt er doch aus dem Sauerland; Schmallenberg liegt ganz in der Nähe des westfälischen Wintersportzentrums Winterberg. Im richtigen Leben heißt Tom Astor übrigens Wilhelm Bräutigam. „Tom Astor“ ist mittlerweile auch eine Marke geworden und ein kleiner Familienbetrieb. Mit seiner Ehefrau und Managerin Margareta ist Tom seit 37 Jahren verheiratet. Sohn Leif spielt unter anderem in der Band seines Vaters und produziert Musik. Tochter Agnetha ist von Beruf eigentlich Psychologin, fasst aber gerne mit an im heimischen Rock'n'Roll-Betrieb. Auf einem Spaziergang mit ihren Eltern erzählt sie uns: „Mama ist im Management der Boss, würde ich sagen. Ich bin organisatorisch der Boss – und in der Musikschule eigentlich auch.“ Papa Tom hat aufmerksam zugehört und fügt zur endgültigen Klärung hinzu „Und ich bin der Boss von mir.“ Spricht's, und fängt nach einem kurzen Zögern selbst an, über seine Aussage zu lachen..


In den Räumen der Musikschule sind unterdessen die Schüler eingetroffen. Die Musikschule ist das jüngste Projekt von Tom Astor. Seit September dieses Jahres kann man hier jede Form von Musik lernen: Klassik, Jazz oder – na klar – Rockmusik. Letzteres wird gleich bestätigt – kaum sitzen die Zöglinge beisammen im Übungsraum ertönen die ersten Akkorde von Deep Purples Smoke on the Water – welcher Gitarrist hätte den Riff von Ritchie Blackmore nicht schon einmal nachgespielt.


Tom Astor ist Sänger, Komponist, Produzent – im Musik-Business macht ihm niemand mehr etwas vor. Seine Erfahrung soll nun jungen Leuten den musikalischen Weg ebnen. Dabei will er in jedem Fall vermeiden, so zu wirken, wie er es von seinem Klavierlehrer vor vielen Jahren gewohnt war: „Wenn ich gespielt habe, ob gut oder schlecht, dann ist der immer eingeschlafen beim Zählen. Wenn der einen Walzer gezählt hat, dann hat der immer eins, zwei, drei ...“ – Toms Stimme wird beim Zählen immer leiser – „... eins ... zwei ... drei...“ – und er imitiert ein langsames Einschlafen – „... und das war natürlich unglaublich motivierend für einen Zehn- oder Zwölfjährigen.“

Dieser Artikel basiert auf einem Beitrag von Karsten Kretzer für das Fernsehmagazin Brisant im Ersten vom 5. November 2016.

Text: Karsten Kretzer / Elmar J Lordemann

Fotos: Elmar J Lordemann

Kameramann Oliver Schmitz, Autor Karsten Kretzer im Gespräch mit Margareta Bräutigam

Dass sich Üben lohnt, davon können sich alle Schüler hier am lebenden Vorbild überzeugen. Tom macht jedenfalls ordentlich Eindruck auf den Nachwuchs, sie wissen genau wer er ist. „Meine Oma kannte den voll gut,“ oder „Wir waren oft auf Konzerten“ oder „Ich hab' auch ein oder zwei CDs von ihm“ ist da zu hören.

Autor Karsten Kretzer und Tom Astor

Toms musikalische Heimat liegt in den USA: Nashville, Tennessee - Wiege und Zentrum der Countrymusik. Music City nennen die Country Fans ihr Mekka. Tom ist Nashvillian durch und durch. Doch komplett nach Nashville umgezogen ist Tom Astor nie. Dafür hat er Nashville immer wieder nach Deutschland geholt. Seine Helden von einst wurden später seine Freunde.

Ob Dolly Parton, Johnny Cash oder die Bellamy Brothers: sie alle wissen

oder wussten, wo Schmallenberg im Sauerland liegt. „Ich war mit vielen befreundet, ja,“ sagt er: „Mit den Bellamy Brothers sind wir befreundet, die kenne ich schon am längsten, die habe ich auch schon in Florida auf ihrer Farm besucht. Ja, dadurch sind einige Freundschaften entstanden.“


Im nächsten Jahr will Tom Astor sich - natürlich - wieder ganz der Countrymusik widmen - einem Album mit echter Countrymusik aus Schmallenberg im Sauerland. Doch für die kommenden kalten Tage hat er erst einmal seine „Abends-vorm-Kamin-CD“ Winterzeit veröffentlicht.



Mein Klavierlehrer ist immer eingeschlafen


Countrystar Tom Astor erzählt Brisant, warum seine Musikschule besser funktioniert als seine eigene musikalische Ausbildung




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