Der alte Wolf
Der Wolf zieht einsam seine Bahn
von Gitter hin zu Gittern.
Die Pfoten scheinen ihm schon lahm
und seine Lefzen zittern.
Er äugt auf Menschen hinterm Zaun;
er mag sie nicht mehr wittern.
In seinem Kopf, da lebt ein Traum,
der scheint ihn zu verbittern.
Durch Steppen unterm Sternenzelt
mit Bäumen und mit Hecken
fllegt er auf Wiese, Acker, Feld,
kann Bein und Körper strecken.
Die Nase in den Wind er hält
und wittert nach Verstecken
schnuppernd mal hier, mal dort, gefällt
es ihm, den Zahn zu blecken.
Schaut hinter jedem kleinen Strauch
ein Beutetier zu jagen:
Kaninchen, Lamm - Fasane auch
schlägt er ohne zu zagen,
stopft sich mit ihnen voll den Bauch,
soviel er kann vertragen.
Und wittert er dann nur den Hauch
von Mensch - dann gibt's kein Fragen:
Hinfort geht's über Stock und Stein -
den Feind, den ärgsten, flieht er.
Doch dieses kann ein Traum nur sein;
aus seinem Käfig sieht er
nur eine kleine Welt, und weiß:
der Mensch ist sein Gebieter.
Stumm denkt er sich: nun ja, so sei's.
Und einsam seine Runde zieht er.